Fahrwerk

Gummi defekt, eingebauter ZustandBei unserem Kiteliner waren, zumindest vorne, die Gummihohlfedern vom Zahn der Zeit total zerstört worden. Es war nur noch ein wenig verhärteter Gummi über, welchen man ohne Probleme zerbröseln konnte. Da dieser Umstand auch schon im Bericht der HU 2012 vermerkt war, hielt ich es für eine gute Idee, vor der HU 2013 daran etwas zu ändern.

Die originalen Magirus Gummihohlfedern sind wohl nicht mehr erhältlich und bei Wohnbusse.eu las ich, dass man stattdessenKaputte Gummifeder vorne auch „echte“ Fahrwerksfedern einbauen kann, die auch das Fahrverhalten verbessern und nicht bloß als „bessere“ Anschlaggummis wirken.

Verschiedene Fahrzeugtypen wurden genannt, unter anderem die Fahrwerksfedern vom Mercedes W123. Im Netz fand sich zu diesem Umbau leider gar nichts.

Also mal bei ebay gesucht, Federn gibt es dort für den W123, sogar jede Menge verschiedene. Die Schrottplätze hier hatten natürlich keine, also mal beim Fz-Zubehörhändler meines Vertrauens nachgefragt.

„Ja für welches Fahrzeug, W123, welche Fahrgestellnummer? Vorne oder hinten?“

„Egal, die billigsten, am besten Diesel, große Motorisierung für vorne (müssen ja schon etwas aushalten). Ich brauch die für einen Wohnbus!“

“Wohnbus? Was ist das?“

“Magirus Ex-Reisebus als Wohnmobil.“

„Warum nehmen Sie nicht die Originalen?“

“Der hat keine!“

“Wie, der hat keine?“

„Nee, der hat keine, der hat Blattfedern, ich will die zusätzlich einbauen!“

Gummihohlfeder hinten, noch gut in SchußKopfschüttelnd suche mir der nette Mitarbeiter dann die günstigsten Federn raus und belehrte mich natürlich darüber, dass er keine Verantwortung übernehmen könne, dass die Federn auch wirklich passen würden, so ohne Fahrgestellnummer, und so. Ist schon klar, geschenkt. Die Federn sollten Netto 33€ pro Stück kosten, also in etwa so viel wie in der Bucht ohne Versand, also erst einmal nur ein Paar bestellt. Da ich ja nicht wirklich wusste, ob die passen würden und auch nur die vorderen Gummifedern defekt waren, sollte das der Test werden.

Zwei Tage später die Federn abgeholt. Durchmesser passte, zu lang waren sie, aber dass ich diese absägen musste war mir schon aus der kurzen Erklärung im Forum klar.

Wie einbauen? Die Federaufnahme wollte ich mir selbst bauen. Als Platte habe ich mir vier Stücke aus noch vorhandenem Tränenblech geschnitten, etwa 5mm dick. Fast „Panzerstahl“, aber das Zeug steht rum….

Nachdem dann alles erst einmal ein paar Wochen abgelagert worden war, habe ich dann doch mal angefangen, die Teller ausgeschnitten und dann rundgeschliffen. Als die Bleche schön rund waren, hab ich in der Mitte jeweils ein 12,5mm Loch gebohrt, zur Befestigung mit M12 Schrauben. Die Gummihohlfedern waren original mit M10 Schrauben befestigt. Den Rand, der das Verrutschen der Feder verhindern soll, habe ich aus 1mm Karosserieblech geschnitten und dann von innen und außen mit dem Schutzgasschweißgerät verschweißt, die Streifen waren etwa 3cm breit.

Blechstreifen an einem Ende auf den Rand des Tellers geheftet, dann aufgewickelt und mit einer Schraubzwinge fixiert. Von innen verschweißt, von außen verschweißt, die Nähte gereinigt und schön gemacht.

Dann grundiert, fertig, das Lackieren kommt irgendwann später mit dem Fahrzeugrahmen unseres R81. Die Befestigung des oberen Halters war einfach, da war ja schon eine Bohrung für die Befestigung der Gummifeder drin. Also Schraube durch, Halter drauf und mit Federring und Mutter festgedreht. Aber unten?
Da war nur noch die Aufschlagplatte der Gummifeder. Anschweißen, besser nicht, bohren, ja gerne, aber wie? Derzeit weigere ich mich noch hartnäckig Geld für eine neue Bohrmaschine auszugeben, aber das Material bohre ich nicht mit meinem Akkubohrer. Der Anschlag ist ein gebogenes Blech, welches mit den Federbriden oben auf Achse und Blattfeder festgeschraubt ist. Also los damit. Wenn das mal in die Zeitplanung passt!

Die Einstiegstür vorne an unserem Kiteliner hat viel zu lange gebraucht, (aber das ist ein anderes Thema) und ich habe nur 2 Abende bis zum TÜV-Termin. Wenn ich mir hier was abreiße, kaputtmache… dann war es das mit dem Termin und ich muss überziehen, Anja bringt mich um!

Also alles dick mit WD40 eingesprüht und einwirken lassen. Die Muttern der Federbrieden gingen gut los, das Bohren auf der Ständerbohrmaschine hat auch gut funktioniert (manchmal ist es eine gute Idee Bohrer nachzuschleifen). Der Einbau ging ebenfalls schnell von der Hand, so dass ich die Federteller auch hier mit M12 Schrauben befestigen konnte. Das war ja schon fast zu leicht, aber jetzt!

Wie lang mach ich die Feder? Andere Magirus R81 -Fahrer brauchte ich nicht fragen, meine Off-Road-Federung machte sicherlich sämtliche Vergleiche nutzlos.

Also selbst nachdenken.

Federumbau vorneSie sollte sicherlich so lang sein, dass sie beim Aufbocken der Vorderachse nicht rausfällt, Federn suchen beim Radwechsel ist, denke ich, eher doof. Also schnell mal den Kiteliner angehoben bis das Rad frei war. Gemessen, von Federteller bis Federteller etwa 26cm. Dann den Magirus wieder auf den Boden gestellt und noch einmal gemessen, ca. 20cm. Die Feder angeschaut. Die Windungen sind ganz schön eng! Geht das oder schlagen die beim einfedern auf? Die Federdicke und die Abstände gemessen, Anzahl der Windungen gezählt. Rechnerisch sollte das gehen, aber wie weit federt mein Kiteliner auf unseren kaputten Eifelstraßen ein, reicht das dann auch noch?
Nun, dass wollte ich nicht testen, mir aber die Feder im gespannten Zustand mal ansehen. Federspanner dran und das gute Stück zusammengedreht. 20cm kein Problem und noch einiges mehr (hab es nicht mehr in Erinnerung wie viel es war), habe es mit den Gummifedern hinten verglichen, die Achse im Original konnte auch nicht weiter einfedern, sollte also ausreichen!

Also her mit der Flex und abgeschnitten. Ich muss zugeben, ich war nicht so mutig, wie ich eigentlich sein wollte. Ich wollte ursprünglich mehr als die gemessenen 26cm nehmen wollen um die Feder stärker vorzuspannen und die Wirkung der Feder auf die Karosserie zu verstärken. Habe mich aber dann doch nicht „getraut“ und die 26cm Länge genommen.

Der Einbau war ein wenig blöd, der Federspanner störte beim Einbau (er war ja auch nicht gedacht an einer Blattfeder vorbei zu kommen) und das Feingewinde der Spannschrauben erforderte eine lange Schrauberei (vielleicht war es auch einfach zu spät abends) aber dann war die erste Feder drin. Langsam den R81 runterlassen. Kein Knacken, kein Knirschen, Abstände sehen gut aus, also die andere Seite, auch hier keine Probleme.

Am nächsten Tag den ganzen Spaß auf der anderen Seite gemacht. Auch hier gingen an unserer alten Magirus-Dame alle Schrauben auf und die Federbrieden ließen sich mit leichten Hammerschlägen, einem Holzspaltkeil und einem Nageleisen lösen. Hört sich schlimm an, war es aber nicht. Ich hatte bloß keine zeit und vor allem auch keinen Bock die Vorderräder runter zu machen, daher mußte alles von hinten, unter dem Auto liegend gemacht werden. Der Einbau allerdings dann über den Reifen hinweg von außen.
Auf die Probefahrt habe ich um 23.30 Uhr dann verzichtet, aber egal, am nächsten Morgen sollte es ja eh um 06.30 Uhr nach Worms 200km zum TüV gehen. Ich war schon ein wenig nervös aber alles war gut.

Obwohl ich keine Gummieinlagen in den Federhaltern hatte und nach ein paar vorsichtig gefahrenen Kilometern zum Eingewöhnen, voll in ein Baustellenschlagloch geknallt bin, gab es keine Probleme. Ich hatte technisch eigentlich auch keine erwartet, stabil ist alles, M12 Schrauben sicherlich reichlich dimensioniert! Zusammen schlagen auch nicht, aber ob die ganze Konstruktion nicht doch knackt, knirscht oder qietschen würde, da war ich mir nicht so sicher. Aber selbst das tiefe Schlagloch an der Baustelle in Laubach, nahm die Feder geräuschlos hin.

Auch scheint das Fahrverhalten ein wenig besser geworden zu sein. Es war vorher nicht schlecht, aber ich habe so das Gefühl, dass das seitliche Schwanken des Aufbaus ein wenig nachgelassen hat. Demnächst kommt die Hinterachse dran, dann jedoch mutiger, mit ein wenig mehr Federvorspannung. Doch als nächstes ist erst einmal die Wieder-Inbetriebnahme der Gasanlage dran. Anja hat jetzt doch keine Einwände mehr gegen Gas im Auto. Dinge, welche ich nicht sehen kann, mag ich zwar auch nicht so besonders, aber es gibt nicht viele Möglichkeiten ein solches Gefährt zu heizen. Aber auch das ist ein anderes Thema.     

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